UE5Pro
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Erfahrungsbericht: Anfertigung von Custom In-Ear Hörern - Ultimate Ears UE5 Pro

Seit vielen Jahren nutze ich schon In-Ear System auf der Bühne und möglichst auch im Proberaum. Es ist nicht weg zu leugnen, dass die Lautstärke auf einer Bühne, egal welche Musikrichtung, auf Dauer keine Schäden des Gehörs verursachen. Daher sollte man sich je früher um so besser um geeigneten Gehörschutz Gedanken machen. Außerdem will man sich als Musiker auf der Bühne auch ausreichend gut hören, und herkömmliche Bühnen-Monitor-Lautsprecher, auch Wedges bezeichnet, erhöhen den Lautstärkepegel auf der Bühne nur, selbst wenn es sich um hochwertige System handelt, was unter anderem auch dem Gesamtsound der Band nicht zuträglich ist, was Dir jeder Toningenieur bestätigen wird.

Mit einem guten In-Ear System kann man beides in einem abdecken. Am besten gut nach außen abschließende Hörer, um sich von der Bühnenlautstärke abzuschotten, und dann einen transparenten Mix auf die Hörer schicken. Durch den Wegfall der Bühennmonitore wird es automatisch auch leiser auf der Bühne, weniger laute Signale, die von der Bühen nach unten gelangen und den Gesamtsound für's Publikum vermatschen.

Ohne Frage benötigt es eine Zeit, um sich an diese Umstellung zu gewöhnen. Immerhin ist man bei Hörern mit hoher Dämpfung auch von dem Bühnengeschehen etwas abgeschottet, und hört auch vom Publikum weniger. Einiges kann man kompensieren, indem man Hörer mit weniger Dämpfung nutzt, sogenannten Ambient-Öffnungen, die bestimmte Frequenzen durchlassen, oder man stellt Extra Mikrofone auf, die Den Raumklang einfangen, was man sich auf den Gesamt-Mix für die Hörer in der gewünschten Lautstärke dazumischt.

Das A und O eines guten In-Ear-Systems sind die Kopfhörer, und da sparen viele an der falschen Stelle, sind dann mit dem Sound nicht zufrieden, und verwerfen die Option mit In-Ear sogar wieder.

Ich bin sehr schnell den konsequenten Weg gegangen und hab mir mit den Ultimate Ears UE7Pro sehr hochwertige angepasste Hörer geleistet, die eigentlich über 1000 Euro kosten, aber ich hab sie direkt in USA bestellt, als der Dollarkurs sehr günstig war. Hier handelt es sich um sogenannte Custom Hörer, wo die Gehäuse der Hörer aufhand von Abdrücken meiner Ohren angefertigt werden. D.h. die passen auch nur auf meine Ohren, aber das perfekter als jeder standard Hörer. Viel Geld, wie manch einer meint - meine Tochter hatte mir beim Schreiben gerade über die Schulter geschaut, und war fassungslos, wieviel Geld ich für einen Kopfhörer ausgebe, wo doch ihre AirPods für das iPhone schon 200 Euro gekostet haben.

Nun ja, solche Custom Hörer sind eine Anschaffung für's Leben, und gerade für Musiker, die viel auf Bühnen unterwegs eine sinnvolle Investition. Ich habe diese Ausgabe auf jeden Fall noch nie bereut.

Nun bekam ich die Gelegenheit, ein Review für das Musiker-Board zu schreiben, für das ich direkt von Fischer Amps die kleinere Ausführung der Ultimate Ears 5 Pro zur Verfügung gestellt bekam. Hier beschreibe ich nun den kompletten Vorgang der Anfertigung bis hin zur Lieferung.

Erster Step: Der Besuch beim Hörgeräteakustiker

Heute ist Samstag, die Gelegenheit zu einem Besuch beim Hörgeräteakustiker in der Stadt, um die Abdrücke für meinen neuen Ultimate Ears UE5 PRO anfertigen zu lassen. Jochen Fischer von Fischer Amps hatte mir bereits Auftragsformular und Farbkarte etc. zugeschickt. Auf dem Auftragsformular ist u.a. auch eine detaillierte Anweisung für den Hörgeräteakustiker enthalten. Normalerweise sollten sich Mitarbeiter bei einem Hörgeräteladen mit Abdrücken auskennen, allerdings sind hier die Anforderungen etwas andere, z.B. das der Mund während der Härtungsphase der Ohrabformungen geöffnet sein soll, möglichst mit einem Beißblock fixiert wird. Der Grund hierfür ist, dass vor allem bei Sängern, die ihren Mund üblicherweise beim Singen öffnen, die Hörer auch noch mit maximaler Dichtheit geschlossen sind. Ich denke, diese Anweisung basiert auf den langjährigen Erfahrungen von Fischer Amps, letztlich ist für den perfekten Hörer entscheidend, dass die Abdrücke optimal erstellt werden. Und Fischer Amps schickt diese Abdrücke auch nur weiter an Ultimate Ears, wo sie angefertigt werden. Also, Ohren noch mal frisch gewaschen und mit Q-Tips gereinigt, um etwaige Peinlichkeiten bei Hörgeräteakustiker oder womöglich einer netten Mitarbeiterin dort zu vermeiden, Auftragsformular mit den Anweisungen ausgedruckt und los.

Bei uns in Celle gibt es mehrere Läden, und da ich bereits schon mal gute Erfahrungen mit Kind hatte, war dies auch meine erste Anlaufstelle. Ich hatte befürchtet, dass es gerade am Samstag dort sehr voll ist, was aber glücklicherweise nicht der Fall war, und ich sofort ran kam. Die etwas ältere Dame platzierte mich auf einem Stuhl im Hinterzimmer und legte sich das nötige „Besteck“ zurecht.

Besteck

Nein, wir sind nicht beim Zahnarzt, auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick auf dem Bild links so aussieht. Das hat alles schon seinen Sinn, denn zuerst wird penibel geschaut, dass der Gehörgang wirklich sauber ist, auch frei von etwaigen Entzündungen, wie sie mir erklärt. Macht Sinn, denn mit irgendwelchen temporären Schwellungen oder so macht ein Abdruck sicherlich kein Sinn.

Watte im Ohr

Dann wird zum Schutz des Trommelfells ein kleiner Propfen Watte eingeführt, der mit einem Faden versehen ist, um ihn hinterher wieder sauber entfernen zu können. Das ist etwas unangenehm, denn er wird so nahe wie möglich am Trommelfell platziert. In der Anweisung heißt es auch ausdrücklich, dass die Abformungen mindestens bis zum zweiten Knick sauber ausgeführt werden sollen.


Paste

Als nächstes wird dann eine Zwei-Komponenten-Mischung, ähnlich wie der eine oder andere es vielleicht schon mal beim Zahnarzt erleben durfte, in das Ohr eingespritzt. Diese wird nicht, wie ich das sonst kenne, angemischt, sondern kommt direkt aus einer Zwei-Kartuschen-Spritze.

Paste im Ohr

Von innen nach außen wird diese Mischung eingebracht, wobei am Ende die ganze Concha (Ohrmuschel) vollständig und ohne Lufteinschlüsse ausgefüllt sein soll. Am Ende kommt dann noch ein Stück Plastikfolie drauf, wofür, weiß ich nicht, konnte mir die nette Dame auch nicht erklären. „Das machen wir immer so“, war die Antwort. Und nach ca. fünf Minuten Wartezeit konnten die Abdrücke dann herausgenommen werden.

Abdrücke

Voila, fertig! Eine Anmerkung: Es kommt wohl eher sehr selten vor, dass jemand bei einem Hörgeräteakustiker nur Abdrücke erstellen lässt, um sich woanders die Hörer anfertigen zu lassen. Außerdem weicht die Vorgehensweise bei dem Erstellen von Abdrücken für In-Ear Hörer leicht von der ab, wie sie bei normalen Hörgeräten ist. Daher liefert FischerAmps auch immer eine Anleitung für den Hörgeräteakustiker mit. Dort steht z.B. dass man während der Trocknungsphase der Paste den Mund offen halten soll, am besten einen Beißblock zwischen den Zähnen hat.

(s. hier:Auftragsformular und Anleitung für den Hörgeräteakustiker)

Außerdem war die gute Dame überfordert, als es um die Berechnung dieser Dienstleistung ging. Ich verwies zwar drauf, dass ich genau das Gleiche in diesem Geschäft vor ein paar Jahren schon einmal habe machen lassen, wofür mir damals 25 Euro berechnet wurden. Das war tatsächlich so, als ich die Abdrücke für meine UE7 Pro erstellen lassen musste.
Sie wollte sich aber mit ihrer Chefin besprechen und eine Rechnung schicken.

Als nächstes dann die Abdrücke in einen Karton zusammen mit dem ausgefüllten Formular und Angabe der gewünschten Farbe zu Fischer Amps geschickt, und dann heißt es warten. In der Zwischenzeit kam dann auch prompt eine Woche später eine Rechnung in’s Haus über einen Betrag von 25 Euro für die Abdrücke.

Knapp drei Wochen später endlich eine Lieferungsankündigung von Fischer Amps. Meine Hörer sind da! In einer schicken Umverpackung befand sich ein ca. 15x10cm großes Alukästchen mit den Hörern, wo auch noch Platz für den Reinigungspinsel und ggf. auch noch ein Ersatzkabel wäre.

Lieferung
Die Lieferung ist da!
Transportkästchen
Die Transportbox
Transportkästchen offen
Ein Blick in die Transportbox
Tragen im Ohr
Das Endergebnis im Einsatz