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Testbericht: Dual DT250 USB Plattenspieler

Mit Schallplatten bin ich aufgewachsen. Bereits mit 8 Jahren hörte ich bei meinen Großeltern auf einem Telefunken Plattenspieler, der an einem Röhrenradio angeschlossen war, alte Singles mit Schlagern der 50 und 60er. Später dann prägten die Schallplatten meiner Eltern weiter meine musikalische Hörerfahrung, Beatles, Elvis, aber auch deutsche Interpreten wie Udo Lindenberg, Reinhard Mey, Udo Jürgens und andere, bis ich mit Beginn der Pubertät und den Einfluss Gleichaltriger meinen eigenen Geschmack entwickelte. Meine ersten eigenen Schallplatten waren hauptsächlich Rockmusik der 80er, Manfred Mann, Deep Purple, Uriah Heep, Pop von Supertramp, Cat Stevens, Beatles, aber auch Jazz von Al di Meola, sowie diversen deutschen Bands, die vermutlich heute die wenigsten kennen, um nur mal ein paar Namen in den Raum zu werfen wie Peter Weihe, Anselm Kluge, Thomas Bettermann.

Aufgrund meiner Prägung aus verschiedenen Bereichen, war mein Musikgeschmack immer schon sehr breit gefächert, aber seit frühester Zeit bis heute ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. So kam es, dass ich im Laufe der Zeit erst alles an Schallplatten sammelte, was sich mir bot, und dann CDs, von den unzähligen CompactCassetten mal gar nicht gesprochen. In meiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in einem Audio/Video-Geschäft saß ich natürlich an der Quelle, bekam Mitarbeiterrabatt, was dazu führte, dass ich allein in dieser Zeit meine komplette Ausbildungsvergütung und darüberhinaus weit mehr Geld in Tonträger und Audio-Geräte investierte.

Mit dem Vormarsch der CD und später schließlich noch mit der Entwicklung der MP3 Dateien geriet das Vinyl aber (nicht nur in meiner Welt) immer mehr in den Hintergrund. Schließlich konnte man so gut wie alles auch als Datei bekommen, was deutlich mehr zweckmäßig und komfortabel ist, als herkömmlicher Tonträger. Und so kam es dass ich meine komplette Plattensammlung von über 800 Tonträgern an einen Sammler verkauft hab, meine CDs, die mittlerweile schon fast 4stellige Anzahl überschritten haben dürften, werden vermutlich auch bald folgen.
Nichtsdestotrotz hab ich mir ein paar wenige Schallplatten aufgehoben, die ich nie als digitale Datei irgendwo finden konnte. Da ich nicht einmal mehr einen Schallplattenspieler besitze, wollte ich sie wenigstens irgendwann einmal digitalisieren oder digitalisieren lassen, wo ich bislang aber nie zu gekommen bin. Hin und wieder bin ich mal über einen günstigen Player mit USB gestolpert, aber das war ohne Frage Spielzeug und nichts, was ich meinen Platten antun wollte, oder wo auch nur annähernd ein vernünftiges Ergebnis zu erwarten war. Jetzt bekam ich die Gelegenheit, über die Conrad Community, der ich angehöre, einen Dual USB Plattenspieler zu testen, einen der sowohl als Komponente im HiFi Regal seinen Platz finden dürfte, aber auch zum digitalisieren geeignet ist.

Nun zum Test

KartonVerpackung

Der Plattenspieler wird demontiert geliefert, ist aber sicher verpackt, so dass weder mechanische Teile Schaden nehmen können, noch irgend welche Teile, wie z.B. die empfindliche Acryl-Haube zerkratzt werden könne.
Also muss erst einmal alles zusammengebaut werden, was in wenigen Minuten auch ohne einen Blick in die Anleitung erledigt werden kann, wenn man sich nicht ganz dumm anstellt. Ich hab mit Anfang 20 eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann im Audio- und Videobereich absolviert, und in der Zeit jede Menge Hifi-Geräte ausgepackt, zusammengebaut und verkabelt, darf also sagen, dass ich mich hier einigermaßen gut auskenne.
Zum Lieferumfang gehört u.a. eine Bedienungsanleitung, ein Tonabnehmersystem (laut Emblem ein Audio Technica System, leider keine genaue Angabe zum Typ)System, ein 1,5m Stromkabel ein 1,2m Cinch-Anschlusskabel, einen 'Puck', also ein Adapter für 7" Singles - Ihr erinnert Euch? Die mit dem größeren Loch!), sowie eine CD mit verschiedener Software.

Kurzbeschreibung des Gerätes

Es handelt sich bei diesem Gerät um einen riemenangetrieben und manuellen Plattenspieler. Das heißt zum einen, der Plattenteller besitzt einen Motor, und die Achse des Monitors wird über einen Riemen mit dem Plattenteller verbunden, im Gegensatz zu direktangetriebenen Motoren, die - wie der Name schon sagt - den Plattenteller direkt bewegen. Ich will hier jetzt nicht näher auf die Vor- und Nachteile des Riemenantriebs eingehen, beschränke mich auf eine möglichst objektive Beschreibung. Zum anderen besitzt der Plattenspieler keine Automatik, also keine Funktion, den Arm bzw. die Nadel automatisch auf die abzuspielende Platte aufzusetzen, und auch keine automatische Rückführung beim Ende der Platte oder auf Knopfdruck. Die Beschreibungen im Internet, die ich dazu gefunden habe, besagen teilweise etwas anderes, sogar auf der Webseite von Dual ist von einer Halbautomatik die Rede. Das ist definitiv nicht der Fall. Man startet und stoppt den Antrieb über einen Taster (bei anderen Plattenspielern muss man den Arm nach rechts bewegen, um einen Schaltmechanismus zu aktivieren, andere starten den Antrieb, wenn man den Arm zur Platte bewegt), dann bewegt man den Arm auf den Anfang der Schallplatte, oder ggf. auch auf einen bestimmte Stelle, und betätigt dann den Lift-Hebel, über den der Arm sanft gedämpft auf die Platte herabsinkt. Alternativ kann man auch erst die Nadel auf der Platte positionieren und dann den Startknopf betätigen. Der Teller ist erstaunlich schnell, ich würde mal behaupten, nach einer Vierteldrehung der Schallplatte auf Nenndrehzahl. Das ist schon recht beeindruckend, zumal für einen riemenangetriebenen Player.

Anschluss

Das Besondere bei diesem Plattenspieler ist, dass er einen eingebauten Entzerrer-Vorverstärker besitzt, d.h. er kann über ein Cinchkabel sowohl an einen Phono-Eingang als auch an einen AUX-In, und natürlich auch an jedem Line In eines Mischpults angeschlossen werden. Ein Massekabel, so wie bei Plattenspielern ohne eingebauten Entzerrvorverstärker wird hier nicht benötigt, ist auch nicht vorgesehen. Das ist im Prinzip ganz cool, weil so dieses Gerät auch an Receivern, Hifianlagen, sogar kleineren Komponenten, wie z.B. einer Boombox oder Mischverstärkern, wie es früher hieß, angeschlossen werden, die über keinen entsprechenden Phono-Eingang verfügen.
Für die Pegelanpassung der verschiedenen Eingänge gibt es einen Umschalter.

Alternativ gibt es die Option, das Gerät über ein USB Kabel direkt mit einem PC oder Laptop zu verbinden. Für diesen Zweck besitzt das Gerät ein internes Audiointerface, das sowohl von meinem Windows-Rechner als auch von meinem Macbook ohen Installation eines Treibers erkannt wurde. So kann man das abgespielte Signal über den PC abspielen oder - was wohl eher sinnvoll ist - am PC aufnehmen, um eine Schallplatte zu digitalisieren, und am Ende in eine überall abspielbare Audio-Datei, z.B. .wav oder.mp3/4 anspeichern.

Zur Praxis

Erster Eindruck nach der Montage: sieht wertig aus, gute Ausstattung, Wahlschalter für 33 1/3 bzw. 45 Umdrehungen (U/min), sogar einen Powerschalter und einen Start/Stop-Taster. Für das Regulieren der Geschwindigkeit (Pitch) ist ein Schieber vorhanden, die Justierung kann man, wie immer noch üblich über eine 4-reihige Stroboskop-Vorrichtung kontrollieren. Und wie üblich gibt es den Einstellring für das Auflagegewicht am Ende des Tonarms, sowie eine Antiskating-Justierung.
AuflagegewichtAntiskating Leider ist das Einstellen des Tonarms eine fummelige Angelegenheit. Das Gewinde für das Gewicht ist sehr grob, außerdem ist der Skalen-Ring sehr locker, und die kleinste Bewegung bringt den Arm wieder aus dem Gleichgewicht. Das Endergebnis ist eher ein Kompromiss als eine exakte Einstellung.
Was mir sonst noch negativ auffällt, dass die werkseitige Geschwindigkeit nicht optimal justiert ist. Ich würde mir bei einem Fader, der eine Skala mit Nulldurchgang besitzt, auch wünschen, dass die Nenngeschwindigkeit bei Null liegt, und nicht um einen ganzen Strich korrigiert werden muss, auch wenn ein Strich nur etwa einem Prozent entspricht.
Ansonsten bin ich überrascht, wie schnell der Teller bei Betaetigen des Start/Stop-Tasters anläuft. Hier kann man fast wie bei einem Profigeraet, z.B. dem Technics 1210, die Nadel auf die Anfangsposition setzen und direkt starten.

Was mir dann allerdings noch auffällt, dass das System nicht hundertprozentig parallel zum Plattenspieler liegt. Schwer zu sagen, ob das am Systemhalter oder am Arm liegt. Auf jeden Fall kann man hier nichts entsprechend nachjustieren. Ich nehme das erst einmal so hin, auch wenn es zum einen für die Platten nicht optimal ist und es auch üblicherweise unterschiedliche Links/Rechts Lautstärke-Verhältnisse im Audio-Signal geben dürfte.

Jetzt mal zum wichtigsten Punkt dieses Plattenspielers, dem USB-Anschluss. Schließlich war mein Hauptinteresse an diesem Geraet, ein paar meiner übriggebliebenen Vinyl-Schätzchen zu digitalisieren.

Positiv vermerken möchte ich, dass der USB-Stecker Typ B am Plattenspieler sehr sicher sitzt. Gerade bei den USB B-Steckern kenne ich viele Fälle bzw. Geräte, wo der Stecker wackelt.

Auf der beilegenden CD/DVD ist die Open Source Software Audacity In verschiedenen Versionen für Windows und Mac OSX dabei. Gibt’s zwar auch kostenlos im Internet, dafür hat sich Dual die Mühe gemacht, eine Anleitung für die Benutzung mit dem USB Plattenspieler zu erstellen.

Für meinen ersten Test nehme ich mein MacBook, da ist auch schon Audacity drauf. Der DT250 wird ohne Treiberinstallation als USB Audio Codec erkannt. Platte auflegen, in Audacity die Quelle und eine Stereospur wählen, Aufnahme starten und das war’s schon. Da ich nichts höre, doch einen Blick in die Anleitung geworfen. Dort finde ich den Hinweis, dass man in den Audacity Einstellungen Playthrough aktivieren muss, und schon kann ich nicht nur sehen, sondern auch hören, was ich aufnehme.
Wie erwartet, ist die Aussteuerung der Links/Rechts-Pegel leicht unterschiedlich, was einwandfrei auf die nicht sauber parallele Auflage zurückzuführen ist. Vorsichtiges Verdrehen des Systems bringt eine minimale Verbesserung. Möglicherweise ein Fabrikationsproblem, obwohl meines Wissens Dual nicht in China fertigen lässt. Ich vernachlässige diesen Punkt an dieser Stelle, weil der Pegelunterschied nicht gravierend ist, und für die Funktion des Plattenspielers erst einmal keine Rolle spielt.

Jetzt nutzte ich auch gleich die Gelegenheit, die Abspiel-Geschwindigkeit zu justieren, wobei sich gleich offenbarte, dass der Motor etwas zu schnell läuft. Ich muss ca. 10% nach unten korrigieren. Allerdings passt das für beide Abspielgeschwindigkeiten in etwa, ohne dass man erneut nachregeln muss. Nichtsdestotrotz wäre es schön, wenn man die Geschwindigkeit grundsätzlich so justieren könnte, dass sie zum Null-Punkt des Schiebereglers passt. In der Anleitung ist kein Hinweis zu finden. Aber siehe da, auf der Unterseite des Plattenspielers werde ich tatsächlich fündig:

Unterseite
Einstellmöglichkeiten auf der Unterseite
Dort gibt es an drei Stellen Öffnungen, um mit einem Schraubenzieher Einstellungen vorzunehmen. Zwei für D.D. Speed beschriftet, wo aber keine Einstellschraube dahinter liegt – klar, ist ja auch kein DirectDrive. Drei weitere Öffnungen für 45, 33 und 78 U/Min, wobei die 78er auch leer ist, weil ja nicht vorgesehen für dieses Gerät. Wenn man in die anderen beiden Öffnungen leuchtet, erkennt man einen Trimpoti. Das Einstellen gestaltet sich aber sehr frickelig, weil man zum einen die Schraube des Trimpotis nur schwer mit dem Schraubendreher findet, und man den Plattenspieler dafür natürlich ankippen muss, nach Gefühl etwas nachstellen, wieder Hinstellen, überprüfen, erneut justieren, wieder ankippen, und es gelingt mir nur mit viel Geduld, weil das Trimpoti extrem empfindlich reagiert. Am Ende konnte ich die werksseitigen 10% auf 5% Abweichung verbessern.

Klangeindruck

Eine meiner Lieblings-LPs, die ich schon lange nicht mehr gehört habe, soll gleich für einen Test herhalten. Sie ist auch noch sehr gut in Schuss, zumindest keine sichtbaren Kratzer. Natürlich hört man nach dem Aufsetzen der Nadel das typische Knistern einer Vinyl. Das werde ich dann später - so gut wie es geht – versuchen, mit den Möglichkeiten der Software zu eliminieren. Der Sound ist super, an der Qualität des System kann ich beim besten Willen nichts aussetzen. Kein Brummen, kein Rumpeln, klare saubere Bässe, angenehme Höhen. Tolle Dynamik. Auch die Mikrofonie des Plattenspielers, also, wenn man gegen das Gehäuse klopft oder auf den Tisch, auf dem das Teil steht, hält sich in Grenzen. Da war der letzte Plattenspieler, ein Thorens mit 10kg Plattenteller deutlich empfindlicher, obwohl der sogar für Diskothekeneinsatz konzipiert gewesen sein soll. Obwohl ich relativ hochwertige Abhörmonitore in meinem Heimstudio besitze, ist für mich als Referenz für einen Vergleich der Hör-Eindruck in meinem Auto, wo ich die meiste Zeit mit Musikhören verbringe. Eine erste, weitestgehend unbearbeitete Aufnahme landet als WAV-Datei auf einem USB Stick, den ich im Auto einstecke. Auch hier bin ich positiv überrascht, was den Sound angeht. Ich hätte nicht ein so gutes Ergebnis erwartet, das sich nicht hinter dem Klang einer CD oder MP3 Datei, wie ich sie normalerweise höre, verstecken muss.

Fazit

Wer einen Plattenspieler sucht, um seine Schallplatten zu digitalisieren, liegt mit dem Dual DT250 nicht verkehrt und bekommt für den Preis ein sehr ordentliches Teil. Abgesehen von keiner vorhandenen Automatik bekommt man hier für günstiges Geld einiges an Ausstattung. Für einen Schallplattenfetischisten, liegt dieses Gerät sicherlich weit unter den Anforderungen, und da ist es vermutlich nicht einfach mit dem Austausch des Systems gegen ein besseres getan. Ich würde mir mindestens bessere Einstellmöglichkeiten wünschen, wie bessere Einstellung des Gewichts, eine genauere Justierung des Systems, weil so die Abnutzung der Schallplatten sicherlich zu groß ist. Bei einem einmaligen Abspielen zum Zweck der Digitalisierung kann man das eher vernachlässigen.
Und eine kleine Ergänzung: Wie ich durch ein wenig Recherche herausgefunden habe, dürfte hier ein Audio Technica System mit AT3600L Nadel verbaut sein, das zwar so weit ganz ok ist, aber ich bin ein Freund von Ortofon Systemen, die ich früher auf meinen Plattenspielern verwendet habe.

Positiv:

Negativ: